Schemapädagogische Interventionen

Provokative Aussagen, die von Schüler:innen im Modus des Distanzierten Beschützers gemacht werden, sagen viel über die dahinterstehenden Motive des/der Absender:in aus. So kann beispielsweise eine Über- oder Unterforderung dahinterstecken. Vielleicht schwingt auch die unterschwellige Angst mit, sich vor den Mitschüler:innen zu blamieren – und der/die Schüler:in macht deshalb einen auf ‘cool’ und abgebrüht. Ist sich eine Lehrperson dessen bewusst, kann eine ressourcenorientierte Intervention erfolgen wie:

«Aha, da macht sich der Null-Bock-Tilo/die Null-Bock-Tina bemerkbar. Ist es dir zu schwierig oder zu einfach? Lass es mich in den nächsten 5 Minuten wissen. Ich habe noch anderes Material. Wenn ich nichts von dir höre, bitte ich dich, das Ende der Lektion in Ruhe abzuwarten – das ist auch okay für mich.»

«Auf dieses Selbsterhöher-Getue habe ich grad keine Lust. Ich weiss, dass du clever genug bist, um die Lektion nicht ungenutzt verstreichen zu lassen. Wenn du schnell fertig sein solltest – komm zu mir: Ich habe noch etwas recht Herausforderndes zum Thema mitgenommen. Alles klar? Ich zähle auf dich!»

«Falls du denkst, dass ich wegen deinen Äusserungen die Nerven verliere – vergiss es!» Lehrperson lächelt. «Klar, UNO spielen ist echt toll. Aber du verstehst, wenn wir das auf später verschieben müssen. Womit kann ich dich unterstützen, damit du wie alle anderen auch still arbeiten kannst?»

Auf Seiten der Fachkräfte sind die Reaktionen auf ein gleiches oder ähnliches Verhalten von Schüler:innen sehr unterschiedlich. Die eine Lehrperson lässt sich von Null-Bock-Schüler:innen überhaupt nicht aus der Ruhe bringen, dafür reagiert sie auf Überheblichkeiten sehr empfindlich und lässt sich entsprechend triggern. Eine andere Fachkraft reagiert genau umgekehrt. Dies deshalb, weil jede ihre/jeder seine eigene Schemalandschaft in sich trägt – und diese wird von den Schüler:innen oft sehr schnell erkannt. Es kommt durchaus vor, dass die Heranwachsenden dieses Wissen sehr geschickt (aus)nutzen. Zum Beispiel, indem sie eine Lehrperson, die gerne ausführlich erzählt (und evtl. den ‘Selbsterhöher’ in sich trägt), zu einem Monolog ‘verführen’, der mit dem eigentlich vorgesehenen schulischen Thema nur ganz entfernt zu tun hat. Und so reicht es dann beispielsweise nicht mehr, um alle für die Lektion geplanten Inhalte bearbeiten zu können.

Für diese Strategien haben schemapädagogisch geschulte Fachkräfte einen Blick, um sich nicht auf den ‘Roten Teppich’ [1] ziehen zu lassen. Sie tappen dadurch den ‘provozierenden’ Schüler:innen weniger oder gar nicht mehr in die Falle. Ausgebildete SchemaPädAgog:innen kennen ihre ‘blinden Flecken’ und passen ihre gewählten Reaktionen so an, dass sich die Interaktionsspirale  ins Positive drehen kann. Das fördert den Beziehungsaufbau, der für erfolgreiches schemapädagogisches Wirken unabdingbar ist.

Es hat sich gezeigt, dass Pädagog:innen häufig das Schema ‘Fürsorge für andere’ mitbringen und damit ressourcenorientierte Voraussetzungen für den Beziehungsaufbau. Im Gegenzug birgt dieses Schema aber auch die Gefahr, sich zu sehr aufzuopfern und wiederholt über die eigenen Kräfte hinauszugehen.


Der Weg zur Schemapädagogik

Schemata und Grundbedürfnisse

Interaktionsmuster decodieren

Salutogenese

Weiterbildung | Kurs SchemaPädAgog:in – zertifiziert


[1] ‘Roter Teppich’: bezeichnet eine negative Interaktionsspirale, aus der die Interaktionspersonen nur schwerlich wieder herauskommen – sowohl die Person, die den ‘Roten Teppich’ ausrollt, wie das Gegenüber, das auf diesen tritt.